Rudolf Höss

Rudolf Höss während des Ausschwitz-Prozess in Warschau, 1946 (Quelle: Polska Agencja Prasowa)

Rudolf Höss während des Ausschwitz-Prozess in Warschau, 1946 (Quelle: Polska Agencja Prasowa)

SS-Obersturmbannführer, geb.1900 in Baden-Baden, beteiligte sich 1923 am sogenannten Parchimer Fememord und wurde dafür zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, kam 1928 im Zuge einer Amnestie frei, seit 1934 Mitglied der SS, 1935 Blockführer in Dachau, 1938 Adjutant im KZ Sachsenhausen, ab 1940 Kommandant des KZ Auschwitz, wo er die Massenmorde der Endlösung verwaltungstechnisch organisierte.

Am 1.12. 1943 wurde Rudolf Höß als Kommandant des KZ’s Auschwitz abgelöst. Am 8. Mai 1944 kehrte Höß zurück, um die „Aktion Höß“ durchzuführen – die Vorbereitungen der Vernichtungsanlagen in Birkenau für die Tötung der ungarischen Juden.

1946 wurde er verhaftet und sagte in den Nürnberger Prozessen aus.

Er wurde im Mai desselben Jahres an Polen ausgeliefert. Im April 1947 wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt und auf dem Lagergelände des KZ Auschwitz hingerichtet.

Karl Weinbacher

geb. 23.6.1898, hingerichtet am 16.5.1946

Weinbacher war bis 1924 ebenfalls bei der Degesch beschäftigt. Ab 1924 war Weinbacher Mitarbeiter bei der Testa. 1927 wurde er dort Prokurist und 1943 zweiter Geschäftsführer neben Dr. Tesch. In dieser Funktion war er mit 1% an den Verkaufsgewinnen von Zyklon B beteiligt. Am 3.9.1945 wird Weinbacher zusammen mit Dr. Tesch und Dr. Droshin von britischen Militärs verhaftet. Er wird 1946 von der britischen Militärregierung angeklagt und zum Tode durch erhängen verurteilt. Das Gericht hielt es für erwiesen, dass er vom Verwendungszweck von Zyklon B wußte.

Dr. Gerhard Friedrich Peters

Chemiker, geb. 16.3.1900, gest. 2.5.1974

Ab 1921 wird Peters als Werksstudent in Dessau mit der Herstellung von Blausäure betraut und ist Mitentwickler von Zyklon B. Nach seinem Studienabschluss 1924 wird er dort Leiter der Blausäureabteilung. 1925 Promotion. 1928 wechselt Peters als Leiter eines Labors zur Degesch und wird dort 1932 Prokurist, 1939 Geschäftsführer der Degesch.

Peters trat 1933 der SA bei, 1937 der NSDAP. 1941 wird er auch Geschäftsführer der Heli, und ist seit 1944 Leiter der Blausäuretagung in Frankfurt/ Main. 1945 schied er bei Heli und Degesch aus und arbeitete beim Ausbau des Allgemeinen Entwesungsdienstes Friedberg mit.

In den Nürnberger Prozessen tritt er als Zeuge auf. Durch seine Aussagen wird bekannt, das er vom Verwendungszweck von Zyklon B wusste. 1949 wird der Prozess gegen ihn eröffnet. Peters wird am 29.3.1949 zu 5 Jahren Zuchthaus wegen Beihilfe zum Totschlag verurteilt. Nach mehreren Berufungen und einem Gnadengesuch, das von über 200 Personen aus Wissenschaft und öffentlichem Leben unterzeichnet wurde, wird er schließlich aus Mangeln an Beweisen 1955 freigesprochen.

Da das Gericht jedoch nicht von der Unschuld überzeugt war, erhielt Peters kein Recht auf Entschädigung der dreijährigen Untersuchungshaft und keinen Ersatz der Kosten für das Wiederaufnahmeverfahren. Danach wird Peters Leiter der Essener Firma Monoxyd-ex und in die Bundeskommission zur Bekämpfung der Luftverschmutzung im Ruhrgebiet berufen.

Fritz Haber

Fritz Haber, 1929 (Quelle: Photographisches Institut der ETH Zürich, CC)

Fritz Haber, 1929 (Quelle: Photographisches Institut der ETH Zürich, CC)

Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns, wurde am 9. Dezember 1868 in Breslau geboren. Er studierte Chemie in Berlin und war ab 1898 als Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe tätig. 1911 übernahm er die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Dahlem. Fritz Haber, der Erfinder und eifrige Verfechter des Giftgaseinsatzes im 1. Weltkrieg, hatte die Grundlagen für die Anwendung von Gas im Krieg geliefert.

Dr. Tesch, Chemiker und Mitentwickler von Zyklon B, späterer Chef der Zyklon-Handelsfirma Testa, arbeitete damals ebenfalls auf diesem Gebiet in Habers Institut. Er gehörte ab Oktober 1915 zu den Mitarbeitern der Abteilung B unter Leitung Dr. Kerschbaums, die sich mit der „Ausarbeitung deutscher Gaskampfmittel“ beschäftigte. Er war von Haber für „kriegschemische Arbeiten“ angefordert worden.

Haber wendete sich 1893 von der jüdischen Religion ab, er wollte Deutscher sein. Ende 1914 trat Fritz Haber selbst an die Militärs heran, in dessen Folge ein erster Feldversuch mit Chlorgas bei Köln vorgeführt wurde. Die erste Anwendung durch Deutschland im Krieg erfolgte am 22. April 1915 unter Leitung von Haber in Belgien (Flandern) in der unmittelbaren Nähe der Stadt Iper (Ypern). Haber stellte die Wissenschaft bewusst in den Dienst der Menschenvernichtung.

Seine Ehefrau, Clara Haber, war überzeugt, dass Wissenschaft und Krieg unvereinbar sind. Der Großneffe Leopold von St. Georgs berichtete: „Sie hielt ihm vor, dass der Einsatz der Wissenschaft für den Krieg inhuman sei. Doch für Fritz war das Vaterland wichtiger. Und er nannte sie eine Verräterin Deutschlands.“ Clara Haber entschied sich für den Freitod, sie konnte die Schuld nicht mehr mittragen.

Nach dem Ersten Weltkrieg stand Haber kurzzeitig auf der Liste der Kriegsverbrecher, wurde aber nicht verurteilt. Später erhielt er noch den Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Stickstoffindustrie. Er arbeitete weiter an neuen Gaswaffen, getarnt als Arbeiten an Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Haber führte das aus den USA stammende Blausäurebegasungsverfahren in Deutschland ein. Hierzu verbesserte er das riskante US-Verfahren. Er entwickelte ein Blausäuregas, ein hochwirksames Insektizid, und lieferte damit eine Grundlage für die Zyklon B-Herstellung. Der Chemiker Walther Heerdt erfand dazu das technische Verfahren zur Produktion des Zyklon B. Es wurde ab dem 20. Juni 1922 für die Degesch patentiert. Das Patent trug die Nummer DRP 438818 und es beinhaltete, dass Blausaure mit Stabilisator und Warnstoff versetzt, im flüssigen Zustand von einem porösen Material aufgesogen und luftdicht in Blechdosen verpackt wird.

Haber gründete 1917 den Technischen Ausschuss für Schädlingsbekämpfung, aus der später die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) hervorging. Nach der Machtübernahme der Nazis blieb Haber als ehemaliger Frontkämpfer zunächst unbehelligt. Allerdings musste er hilflos mit ansehen, wie zahlreiche jüdische Wissenschaftler aus seinem Institut entlassen wurden. Bereits im April 1933 trat er aus Protest von seinen Ämtern zurück und verließ Deutschland. Während eines Erholungsaufenthalts in der Schweiz starb Haber am 29. Januar 1934 in Basel an Herzversagen.

Heinrich Bütefisch

Verantwortlich für die Organisation der Zwangsarbeit für die I.G.- Farben im KZ Auschwitz  Monowitz. Bütefisch wurde 1947 in Nürnberg zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach vorzeitiger Haftentlassung 1951 wurde Bütefisch Aufsichtsratsmitglied der Ruhrchemie AG. 1964 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Nach Protesten stimmt Bütefisch einer Rückgabe der Auszeichnung zu, um einer offiziellen Aberkennung zuvorzukommen.

Dr. Joachim Drosihn

geb. 1906, Zoologe

Seit 1934 bei der Testa, arbeitet er als Druchgasungsleiter und ist vor allem für die Durchgasung von Lagern und Schiffen zuständig. Bis 1945 arbeitet er bei der Testa.

Am 3.9.1945 wird zusammen mit Dr. B. Tesch und K. Weinbacher von britischen Militärs verhaftet, 1946 aber von der britischen Militärregierung freigesprochen. Obwohl er im Prozess aussagt, die KZ’s Neuengamme, Sachsenhausen und Ravensbrück in seiner Aufgabe als Durchgasungsleiter besucht zu haben, spricht ihn das Gericht auch Aufgrund der Tatsache frei, daß er als Durchgasungsleiter keinen Einfluss auf Verkauf und Anwendung des Gases gehabt hätte.

Am 28.8.1947 gründet er zusammen mit Dr. Speetzen eine Firma mit Namen »Testa« (Technische Entwesungsstation), welche als Rechtsnachfolger der 1949 aufgelösten »alten« Testa eingesetzt wird. (Quelle: Die Händler des Zyklon B)

Dr. Walter Heerdt

Chemiker, geb. 1888, gest. 2.2.1957

Dr. Walter Heerdt gilt als der Erfinder von Zyklon B. Das Patent wurde zwar von der Degesch angemeldet, Heerdt aber als Erfinder eingetragen. »Heerdts Vergütung aus dem Erfindervertrag betrug 0,8 bis 1,7% der verkauften Menge des Zyklon B.«

Als Ergänzung zum Erfindervertrag (der 1943 auslief) hätte sich die Degesch gerne eine erweiterte Mitarbeit Heerdts gewünscht und bat deshalb den Satz »Erfindungen auf dem Gebiet der Schädlingsbekämpfungsmittel« um den Zusatz »sowie der Gift- und Reizgase« zu erweitern.

Dr. Heerdt lehnte diesen Zusatz, der auch militärische Anwendungen einschliessen könnte ab: »Nach reiflicher Überlegung möchte ich Sie bitten, den Gedanken einer Erweiterung meiner Verpflichtung auf Gift- und Reizgase fallen zu lassen. Es scheint mir eine derartige Überlegung nicht in den Rahmen eines derartigen Vertrages zu passen.« (Quelle: Die Händler des Zyklon B. S.58)

1920–1925 Geschäftsführer der Degesch, dann 1925 Gründung der Firma Heerdt-Lingler (Heli).

Heerdt und seine Familie waren dafür bekannt, dass sie den Kontakt zur Partei mieden. 1941 wurde seine Frau wegen Äußerungen in einem abgefangenen Brief verhaftet. Heerdt erlitt daraufhin einen »Lungenschlag« und lag bis Anfang 1942 schwer krank im Krankenhaus. Einer Abberufung als Geschäftsführer der Heli kam er durch seine Rücktritt am 21.8.1941 zuvor. Nach seiner Genesung wurde auch er durch die Gestapo verhaftet. Er und seine Frau wurden im März 1942 entlassen. Ab 1943 bekam er von Degesch und Heli monatlich jeweils 200 Reichsmark als Mitarbeitervergütung ausgezahlt.

1946 wurde er wieder Geschäftsführer der Degesch. (Quelle: Die Händler des Zyklon B. S.58)

Kurt Gerstein

SS Obersturmführer, geb. 1905 in Münster/Westfalen

Bekanntgeworden durch den sogenannten Gersteinauftrag, durch welchen Zyklon B ohne Warnstoff und unter Ausschluß der üblichen Lieferfirmen Testa und Heli direkt von der Degesch nach Auschwitz und Sachsenhausen geliefert wurde.

Seit Mai 1933 Mitglied der NSDAP, protestierte offen gegen die Auflösung der evangelischen Jugenbünde durch die Nationalsozialisten und schloss sich der Bekennenden Kirche an. 1936 wurde er aus der NSDAP ausgeschlossen und kam zuerst 1936, erneut 1938 in Haft. Um den Staat Hitlers von innen zu bekämpfen, trat er 1941 der Waffen-SS bei. Als Chef der Abteilung Gesundheitstechnik des Hygiene-Institutes der Waffen-SS war er auch mit der Beschaffung des Giftgases Zyklon B beauftragt und besichtigte im August 1942 die Vernichtungslager der »Aktion Reinhard«. Gerstein wurde so Zeuge von Massenvergasungen und informierte ausländische Diplomaten sowie hohe Geistliche über die Verbrechen in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern.

Nach Kriegsende kam Kurt Gerstein unter bis heute ungeklärten Umständen in französischer Gefangenschaft ums Leben. Der von ihm noch in der Haft verfasste Gerstein-Bericht ist eine der wichtigsten Augenzeugenquellen über die Durchführung des Völkermordes an den europäischen Juden.

Dr. Josef Mengele

geb: 16.3.1911 in Günzburg (Bayern)

Mengele stammte aus einer Industriellenfamilie. 1934 Mitgliedschaft in der SA, ab 1937Mitglied der NSDAP, ab 1938 der SS. Er studierte Medizin und Anthropologie in München, Bonn und Wien. (1935-7 Promotion) Mengele meldete sich bei Beginn des 2. Weltkrieges freiwillig zur Waffen-SS.

Wegen einer Verwundung frontuntauglich, ging er 1943 freiwillig nach Auschwitz um dort »medizinische« und »anthropologische« Untersuchungen durchzuführen: Mittels fragwürdiger Menschenversuche, die oft mit dem Tod endeten, wollte er die Behauptungen der Rassenlehre bestätigen. Als Herr über Leben und Tod nahm Mengele auch die Selektionen unter den Neuankömmlingen für die Gaskammern vor. Bis kurz vor der Evakuierung von Auschwitz im Lager tätig, floh er 1945 vor der ankommenden Roten Armee. Nach mehreren Zwischenstationen kam er 1949 schließlich in Südamerika an.

Erst Mitte der fünfziger Jahre machte der Schriftsteller Ernst Schnabel durch seine Veröffentlichungen auf Josef Mengele aufmerksam, der sich aber bereits nach Südamerika abgesetzt hatte. Mengele konnte sich allen Auslieferungsbegehren entziehen und starb am 7.2.1979 in Brasilien bei einem Badeunfall.

Professor Dr. Carl Clauberg

Der spätere SS-Gruppenführer der Reserve wurde 1898 in Wuppertal in einer Handwerkerfamilie geboren. Infanterist am Ersten Weltkrieg, studierte Medizin und wurde Chefarzt der Universitätsfrauenklinik Kiel. 1933 trat er der NSDAP bei. Im gleichen Jahr wurde er Professor für Gynäkologie an der Universität Königsberg.

1942 bat er Heinrich Himmler, man möge ihm die Gelegenheit geben, im großen Umfang Sterilisationsversuche durchzuführen. Im Dezember 1942 kam Clauberg nach Auschwitz und erhielt im April 1943 den Block 10 für seine Experimente zugewiesen. Auf der Suche nach einer »billigen und effizienten Methode«, Frauen unfruchtbar zu machen, injizierte er ihnen ohne Betäubung ätzende Flüssigkeiten in die Gebärmutter. Vor der anrückenden Roten Armee floh Clauberg ins Konzentrationslager Ravensbrück und setzte dort seine Experimente fort. Man schätzte, dass er an ungefähr 700 Frauen Sterilisationsversuche vorgenommen hat.

1948 wurde er in der Sowjetunion vor Gericht gestellt und zu 25 Jahren Haft verurteilt. 1955 amnestiert, kehrte er in die Bundesrepublik Deutschland nach Kiel zurück, wo er sich voller Stolz über seine »wissenschaftlichen Leistungen« zeigte. Erst nachdem ihn der Zentralrat der Juden angezeigt hatte, wurde er im November 1955 verhaftet und starb im August 1957, kurz bevor sein Prozess beginnen sollte.

Dr. Horst Schumann

Oberleutnant der Luftwaffe und SS-Sturmbannführer, geboren 1906 als Sohn eines Arztes in Halle/ Saale. Seit 1930 Mitglied der NSDAP und seit 1932 in der SA. Schumann promovierte 1933 in Halle zum Dr. med., wurde 1934 beim Gesundheitsamt in Halle eingestellt und 1939 bei Kriegsbeginn als Unterarzt zur Luftwaffe eingezogen.

1939 aufgefordert, sich als Arzt an der Euthanasie zu beteiligen, sagte er nach kurzer Bedenkzeit zu. Im Januar 1940 wurde er Leiter der Anstalt Grafeneck in Württemberg, wo die Menschen durch Motorenabgase getötet wurden. 1940 wurde er Direktor der Anstalt Sonnenstein in Sachsen. Schumann gehörte den Ärztekommissionen an, die arbeitsunfähige und schwache Häftlinge in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Groß-Rosen, Mauthausen, Neuengamme und Niederhangen aussuchte. 1942 kam Schumann nach Auschwitz, um Massensterilisation von Männern und Frauen zu erproben.

1944 verließ Schumann Auschwitz. Ab Oktober 1945 arbeitet er als städtischer Sportarzt in Gladbeck.

Mit einem Flüchtlingskredit eröffnete er 1949 eine eigene Praxis und fiel erst 1951 als gesuchter NS-Verbrecher auf. Schumann konnte fliehen. In den nächsten Jahren als Schiffsarzt tätig, arbeitete er seit 1955 im Sudan, von wo er 1959 über Nigeria und Lybien nach Ghana floh. Erst 1966 wurde er an die BRD ausgeliefert. Im September 1970 wurde der Prozess gegen ihn eröffnet, aber bereits im April 1971 wegen zu hohem Blutdrucks des Angeklagten unterbrochen. Schumann wurde am 29. Juli 1972 aus dem Gefängnis entlassen. Den Rest seines Lebens verbrachte er in Frankfurt, wo er am 5. Mai 1983 starb.